Mein, meines…

Mein Kugelschreiber. Ich habe ihn höchstpersönlich gekauft. Parker. Denn ich mag schön geformte Kugelschreiber. Silber. Viele Wörter habe ich mit ihm schon geschrieben. Gedanken, Listen, Erinnerungen, Unbedeutendes. Eines Tages ist er weg. Spurlos verschwunden. Liegengelassen vermutlich. Ort unbekannt. Suche vergeblich.

Mein Kind. Ich habe es aus meinem Bauch geboren. Unter Schmerzen. Klein und zart war es damals. Völlig auf mich angewiesen. Es ist herangewachsen. Ich habe es lange Zeit rund um die Uhr versorgt. Es ist noch größer geworden. Eines Morgens ist es ausgezogen. Hat sein eigenes Leben. Kommt hin und wieder auf Besuch, wenn es Zeit hat. Ist es noch „meins“?

Mein Körper. Früher war er jung¸ nun ist er älter geworden. Hat sich verändert. Hat Runzeln und Falten bekommen. Hat mich nicht gefragt. Ich versuche, mich an seine Veränderung zu gewöhnen. Schließlich gehört er doch mir, oder? Irgendwann wird er nicht mehr sein und ich werde wieder wenig mitzureden haben, wann das sein wird.

Alles, was meins zu sein scheint, hat sein eigenes Leben. Verändert sich, verschwindet. Anderes kommt wieder. Ungefragt.

„ Meines“ sagen wir, weil wir hoffen, daß es dann länger bleibt. Wir wollen gerne eine wichtige Rolle spielen. Etwas besitzen, es kontrollieren. Ungern zugeben, daß das unmöglich ist.

Das besitzergreifende „ Meines“ gibt Sicherheit – mein Auto, mein Kind, meine Freunde. Wenn es weg ist, ist das Vertrauen in die Welt erschüttert.

Warum glauben wir an etwas, das nicht wahr ist?

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